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Klartext: Lavabit-Schließung entlarvt USA als Überwachungsstaat

Markus Kasanmascheff

Markus Kasanmascheff

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Die Schließung des hochsicheren E-Mail-Dienstes Lavabit ergänzt die NSA-Affäre um ein pikantes Detail: Internetunternehmen bleibt nur die Wahl, mit Geheimdiensten massiv zu kooperieren oder ihre Dienste einzustellen.

Es ist gerade drei Tage her, dass wir Lavabit als einen sicheren E-Mailanbieter empfohlen haben. Und heute ist der Dienst bereits geschlossen. Ob bisherige Kunden noch an ihre Daten kommen, ist momentan unklar.

Der Gründer und Eigentümer von Lavabit Lavar Levison teilt in seiner Abschiedbotschaft wichtige Details mit, die uns alle aufhorchen lassen sollten:

Seit mindestens sechs Wochen wird Lavabit von US-Behörden massiv unter Druck gesetzt. Zur Erinnerung: Der erste Medienbericht zum PRISM-Programm erschien am 5. Juni. Seitdem sind gerade neun Wochen vergangen. Die US-Regierung fackelte also nicht lange und macht unverständlich klar, dass sie keine Projekte duldet, welche die Datenüberwachung durch die NSA beeinträchtigen.

Die Presse- und Meinungsfreiheit wird mit den Füßen getreten

Betroffenen Onlineanbietern wie Lavabit wird es unter Strafandrohung untersagt, die Öffentlichkeit über die Geschehnisse zu unterrichten. Dies widerspricht den in der amerikanischen Verfassung verankerten Grundrechten auf freie Berichterstattung und Meinungsäußerung. Begründet wird so ein Verhalten immer mit der nötigen Terrorabwehr.

Die Ereignisse bei Lavabit werfen auch ein sehr schlechtes Licht auf Onlinegrößen wie Facebook, Google und Microsoft. Edward Snowdens Anschuldigungen einer intensiven Zusammenarbeit der Unternehmen mit der NSA wurden zwar von diesen Firmen umgehend dementiert. Diese Dementis wirken nach den Aussagen des Lavabit-Chefs Ladar Levison erzwungen und schlicht gelogen.

Die US-Regierung lässt Ihnen auch gar keine andere Wahl. Oder sollen die weltweit größten Internet-Unternehmen ihr Geschäft einfach wie Lavabit dicht machen? Auch ein Umzug in andere Länder ist für Google und Co. momentan schlicht nicht möglich, selbst wenn sie sich zu einem solchen drastischen Schritt entschließen wollten. Teure Firmensitze und die hauptsächlich in den USA beheimateten Serverfarmen verlagert man nicht einfach so.

So zahlen wir alle den Preis der US-amerikanischen Angst-Panik vor terroristischen Attacken. Lavabit-Gründer Levison macht es in seiner Abschiedsbotschaft unmissverständlich klar. “Ich würde jedermann dringendst abraten, seine privaten Daten einem Unternehmen mit physichen Verbindungen in die USA anzuvertrauen“, so Levison.

Der etwas unklare Begriff physiche Verbindungen steht in diesem Fall wohl nicht nur für in den USA beheimatete Serverinfrastruktur, auf der private Daten gespeichert werden könnten. Nach dem Patriot Act müssen alle Unternehmen mit einer US-Tochtergesellschaft Daten auf Anforderung freigeben, selbst wenn dies den Gesetzen im Heimatland widerspricht.

Wir sollten uns den Ratschlag von Lavar Levison zu Herzen nehmen!

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