Die Stiftung Warentest hat den Datenschutz von fünf verbreiteten Messenger-Apps getestet. Von den Kandidaten WhatsApp, Threema, Telegram, Blackberry Messenger und Line fallen gleich vier durch. Teil der Überprüfung waren mögliche Verschlüsselung, Umgang mit Nutzerdaten, Geschäftsbedingungen sowie Kosten und Verfügbarkeit der Anwendungen.
Das Urteil fällt verheerend aus: Lediglich Threema geht mit der Bewertung unkritisch aus dem Test hervor. WhatsApp, BBM und Line werden mit sehr kritisch abgestraft, als immerhin kritisch gilt Telegram.
Geprüft wurden iOS- und Android-Versionen der Apps. Hier ein kurzer Überblick über die Testurteile der fünf Messenger-Apps:
- WhatsApp: Die Tester bemängeln die fehlende Verschlüsselung und das Auslesen der Adressbucheinträge ohne Zustimmung. WhatsApp teilt die Telefonnummer unverschlüsselt mit Dritten, in der Android-Version werden sogar Gesprächsinhalte ohne Verschlüsselung übertragen. Die AGBs fallen aus Verbrauchersicht negativ auf und schließen eine Datenweitergabe an Facebook nach dem Verkauf nicht aus. WhatsApp ist nicht transparent, ein Ausspähen des Nutzers ist also nicht auszuschließen.
- Threema: Die Kommunikation zwischen zwei Nutzern wird verschlüsselt und kann daher vom Anbieter nicht mitgelesen werden. In der Android-Version verzichtet Threema vollständig auf die Weitergabe von Nutzerdaten an die Betreiber oder Dritte. Anwender können das Auslesen der Kontakte verweigern. Einzige Einschränkung des positiven Urteils: Nutzerdaten werden zwar verschlüsselt übertragen, der verschlüsselte Datenverkehr kann aber nicht vollständig analysiert werden.
- Telegram: Beim Secret Chat kommunizieren Nutzer verschlüsselt, ohne dass der Betreiber mitlesen kann. Telegram speichert ohne Zustimmung Adressbucheinträge und führt dies in den AGB an. Als einzige der fünf Apps im Test kann bei Telegram der Quellcode zumindest teilweise eingesehen werden. So lässt sich ausschließen, dass die App Daten unverschlüsselt verschickt.
- Blackberry Messenger: Stiftung Warentest bemängelt beim BBM speziell die Verschlüsselung. Zu viele Daten werden offen gesendet. Die Android-Version verschlüsselt zwar öfter, fragt aber auch mehr Nutzerdaten ab. In den AGBs finden sich als kritisch eingestufte Klauseln, speziell was die Weitergabe von Nutzerdaten an Dritte betrifft.
- Line: Auch bei Line kann der Betreiber aufgrund fehlender Verschlüsselung zwischen den Nutzern mitlesen. Anwender können das Auslesen der Kontakte verweigern. Die Android-App sendet die Seriennummer des Gerätes unverschlüsselt an Dritte. Der Anbieter sichert sich das Recht, die Nutzungsbestimmungen jederzeit ändern zu können, ohne Nutzer informieren zu müssen. Line ist ebenfalls nicht transparent, eine vollständige Analyse des verschlüsselten Datenverkehrs nicht möglich.
Alle Details und die ausführlichen Testurteile sind auf der Seite der Stiftung Warentest zu lesen.
Quelle: Stiftung Warentest
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